Geschichte der Geusen




Geschichte



Geusen

(aus dem Niederländischen: „geuzen“; Wortwurzel vom Französischen „Le Gueux“= Die Bettler)

Der Begriff „Geusen“ stammt aus dem niederländischen Freiheitskampf im 16. Jahrhundert.

Niederländische Freiheitskämpfer*innen, die sich gegen die spanische Herrschaft zur Wehr setzten, wurden vom spanischen Adel abfällig als „Le Gueux“ (=Die Bettler) bezeichnet. Die Aufständischen übernahmen diesen Namen – der, der Legende nach, auf einem Fest entstanden sein soll – und nannten sich stolz „Geusen“.
Mit dem Massaker von Waterloo (1566),  der unter dem Befehl des Herzogs von Alba (damals Spanien) verübt wurde, begann der, mit Waffen geführte, Konflikt zwischen aufständischen Flämen und der spanischen Krone.
Mit viel Willensstärke, einem großen Kriegsethos sowie einem hohen Blutzoll, eroberten die „Geusen“ im 80-jährigen Krieg (1568-1648) die Provinz Holland und andere niederländische Landteile auf See („Wassergeusen“) sowie zu Land („Landgeusen“) nach und nach, wodurch die Niederlande mit dem Ende des Krieges die Unabhängigkeit von Spanien erlangen konnte.[2]

In der Jugendbewegung hatte der Name Geusen wegen des geschichtlichen Hintergrundes eine lange Tradition. Viele Stämme und Gruppen wurden damals so genannt.

Geschichte der Geusen (1946 bis 2022)

Die Gründung der Geusen

Die Geschichte der Geusen beginnt mit der Gründung, des, von der amerikanischer Militärregierung genehmigten, „Deutsche(n) Pfadfinderbund Heidelberg“ (Boy Scouts of Germany), im Juni 1946.
Rolf Beulke, einer der späteren Gründungsmitglieder der Geusen, kam, nachdem er von der Gründung der Boy Scouts gehört hatte, in jene Vereinigung, deren Vorbilder die bündische Jugend, entstanden aus dem Wandervogel und der Jugendbewegung in den 20er und 30er Jahren, war. Die Jungen wurden nach Stadtteilen in die verschiedenen Gruppen aufgeteilt – Otl, der die Gruppe „Sturmreiter“ leitete und Zeit seines Lebens für Rolf ein großes Vorbild war, erhielt die Jugendlichen aus der Heidelberger Weststadt, Heino die Jungen aus Bergheim, unter denen auch Rolf war.
Die wenigen „grauen Wölfe“ – so nannte sich die Gruppe – gingen, nachdem sie über eine Plakataktion neue Pimpfe gewonnen hatten, in der Region Heidelberg und dem Odenwald auf Fahrt. Herausforderungen der frühen Jahre waren unter anderem die Nahrungsmittelbeschaffung, die noch vor der Währungsreform, mit den Lebensmittelkarten und über den Schwarzmarkt lief, die schlechte Ausstattung mit Zeltmaterialien und die nächtlichen Sperrstunden, die ab 19 Uhr galten.
Die erste Großfahrt, 1947, ging an die Nordsee und wurde bereits von der Besatzungsmacht unterstützt. „Wir bekamen von den Amis Zelte geliehen. Bekamen Trockenobst,  Milchpulver, Trockengemüse und Eipulver.“ [6] Im Gegenzug näherte man sich den Boy Souts an und übernahm die Pfadfindergesetze sowie -prüfungen der internationalen Pfadfinderbewegung.

Auch die Rückbesinnung einiger auf die deutsche Jugendbewegung, auf die Dj 1.11 und Tusk, führte zum Konflikt innerhalb der Gruppe „Graue Wölfe“.
1948, die Gruppen des Horst Heidelberg waren auf Osterfahrt in den Alpen, ging Rolf mit vier Mitstreitern auf Trampfahrt durch den Odenwald, wo sie die Gruppe „Geusen“ gründeten:
„Es war auf der Oster-Trampfahrt durch den Odenwald.
Ein kleiner Haufen von vier Jungen. Als wilde Gesellen trampten sie durch die Gegend. Zerlumpt, die Hosen zerrissen von wilden Kämpfen, grau, durch den Staub der Landstraße, so zogen sie dahin. (…)
Auf der Stiefelhöhe, sie waren wieder mal getippelt, müde, grau verstaubt, von der Sonne verbrannt, saßen sie am Abend vor dem Feuer. Sie sangen und erzählten und merkten auf einmal, dass sie eine kleine Gruppe sind, oder auf dem Weg, eine zu werden. Durch ihre gleiche graue Farbe, ihr wildes Aussehen wie entlaufene Seeräuber, und dadurch, dass sie verachtetet wurden, weil sie ‚nur‘ in den Odenwald auf Fahrt gingen, fühlten sie, dass sie etwas Gemeinsames mit den um ihre Freiheit kämpfenden Geusen, den Seeräubern und ‚adeligen Bettlern‘ hatten.
So gründeten sie ihre Gruppe.“ [7]
Später wurde Beulke der „Gruppenführer“ der größergewordenden Gruppe, aus denen allmählich der Stamm erwuchs. Die Geusen waren eine Gruppe in der Landesmark Nordbaden des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP), wie viele Pfadfindergruppen aus der Region auch.
Im Jahre 1961, bei der Gründung des Pfadfinderbundes Nordbaden, traten die Geusen, als Teil des „Horst Heidelberg(s)“ zusammen mit vielen anderen Gruppen und Stämmen, dem neuen Bund bei.






50er und 60er Jahre

Bis Mitte der 50er Jahre, war Rolf Beulke das Oberhaupt des Stammes und war bei allen hoch angesehen, allerdings führte seine Autorität auch zu Konflikten.
Die Geusen waren zu dieser Zeit noch eine reine Jungen-Gruppe, was starke Spannungen in den gruppeninternen Hierarchien hervorrief.
1953 verfasste Rolf Beulke eine Anklageschrift, in der er Gruppenmitglieder der „Meuterei“ beschuldigte und sie aus der Gruppe stieß.
Zuvor hatten mehrere Akteure in einer offenen „Palastrevolution“ versucht Rolf als „Gruppenführer“ zu verdrängen. – Dies scheiterte und so blieb Rolf im Stamm die oberste Instanz.

Zu dieser Zeit wurden vor allem viele neue Orte in der Region entdeckt, Hütten gepachtet und große Fahrten in ferne Länder waren in fast jedem Jahr anzutreffen.

Die kleineren Wochenendfahrten gingen meist auf den Königsstuhl (HD) zur Kalkteich-Hütte, die vor allem im Winter sehr beliebt war, da es dort viel Schnee gab, zum Skifahren.
Im Sommer kamen Fahrten zum Neckarhäuser-Hof in Mode, auf dem die Gruppe einen alten, in einem Steinbruch abgestellten, Eisenbahnwagon zum Schlafplatz umgebaut hatte; so blieb der Neckar zum Baden im Sommer ein wahres Paradies.

1955 entdeckten die Geusen auf dem Rückweg einer Schwarzwaldwanderung, worauf ein erstmaliger Besuch auf der Minneburg folgte, die Stallhütte (nahe der Minneburg), die Rolf mit seinem Verhandlungsgeschick beim zuständigen Forstamt Neckargerach als Wochenendhütte der Gruppe zugänglich machte.
Ein Jahr später folgte eine Hütte im nußlocher Steinbruch (Vorläufer der Trollburg), die direkt am Rand des Bruches lag und schließlich wegen Absturzgefahr nicht mehr benutzt werden durfte.
In dieser Zeit flammte die Idee auf das schon bestehende Hüttchen am alten Kalkbrennstand zu pachten (Trollburg heute), was aber scheinbar noch nicht möglich war.
Erst Mitte der 60er Jahre bekamen die Geusen die Möglichkeit das Grundstück beim alten Kalkbrennofen, am Rand des nußlocher Maxstollens, zu pachten; diese Hütte gibt es bis heute und sie ist ein beliebtes Fahrtenziel.

Aber auch größere Fahrten fanden ihren Platz in dem großen Erlebniskalender der Geusen der 50er Jahre. Die Großfahrten gingen nach:
1955: Jugoslawien (heutiges Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzigowina, Serbien, Kosovo, Montenegro und Mazedonien)
1956: England
1957: Griechenland
1958: Finnland

Auf der Großfahrt nach Finnland gab es Unstimmigkeiten zwischen älteren und jüngeren Gruppenmitgliedern, die sich dann auf der Silvesterfahrt (Minneburg) Ende des Jahres entluden.
Im Frühjahr 1959 verließ die Gruppe der Jüngeren ­­– geleitet von Rüdiger Lichtentaler –  die Geusen geschlossen und gründete eine eigene Gruppe, die sich Raubfischer nannte.  Es sollte nicht die erste Abspaltung bleiben. Auch Achim verließ kurz zuvor die Geusen und bildete die Gruppe Welfen.

Die Raubfischer waren keine große Gruppe, wurden aber selbstverständlich als eigener Stamm 1961 in den PbN eingegliedert und existierten bis 1967, Unterlagen zu den Welfen sind verschollen.
Der Stamm der Raubfischer blieb, neben den Geusen, auch in den 60er Jahren sehr aktiv und unternahm viele Fahrten in der Region, aber auch in anderen Ländern dieser Welt.
England (1960), Spanien (1962), Schottland (1963) und im VW-Bus in die Türkei (1964) blieben die großen Highlights dieser Zeit.

70er und 80er Jahre

Ende 1969 wurde von Hibbot (Herbert Luft), einem Älteren aus Heidelberg, eine Sippe in Wiesloch gegründet, aus der dann viele Gruppenleiter*innen der nächsten Jahre hervorgingen. Schon vorher gab es eine Älterengruppe in Nußloch und Leimen. Die Geusen waren also aus Heidelberg hinausgewachsen.

In den 70er Jahren gab es dann jedes Jahr eine mindestens vierwöchige Großfahrt abwechselnd nach Norden oder Süden. Zum Beispiel nach Schweden, Sardinien, Finnland, Rumänien, Irland – überall in Europa waren die Geusen unterwegs.

Inzwischen war noch eine Sippe auf dem Emmertsgrund (später Zentrifugen) dazu gekommen und eine weitere Jüngeren-Sippe in Heidelberg. So waren immer mehrere Großfahrtengruppen unterwegs, da der Stamm jetzt für eine Gruppe auf Fahrt zu groß war.

Neben den Großfahren gab es unzählige Wochenendfahrten, meist auf die Trollburg. Dort wurde laufend und fleißig gebaut und renoviert (siehe auch Trollburgausbau). Später gab es dann dort sogar Wohnwochen, das heißt man machte „Ferien“ in der Schulzeit und fuhr morgens von dort in die Schule.

Mit den Themen der 68er-Generation wurde sich intensiv, wie auch gesamtgesellschaftlich Anfang der 70er Jahre, auseinandergesetzt, weshalb man in Bund und Stamm z.B. die antiautoritäre und zum Teil auch sozialistische „Erziehung“ propagierte und die Vorzüge und Defizite dieser in der Jugendarbeit abwog und betrachtete.

Auch überbündisch war man damals erstmals sehr aktiv, es wurden die Großfahrtenabschlusstreffen (GAT) des RjB [1] Baden-Württemberg immer besucht und 1977 war der Stamm mit einer Teejurte auf dem Überbündischen Treffen (ÜT) auf dem Allenspacher Hof vertreten. Es war auch die Zeit, als im Stamm die Qualität des Singens so gesteigerte wurde, dass man sich traute an überbündischen Singewettstreiten teil zu nehmen.

Zu Beginn der 80er gab es dann den Zusammenschluss von „Bünde in Gemeinschaft“ und 1982 das legendäre Hahnenbachlager, das den Bund und auch den Stamm stark prägten. Der Stamm empfand sich, und war damals, durchaus ein aktiver Teil in der Zeit der bündischen Renaissance in den frühen 80er Jahren.

1979 kam es zur Abspaltung eines Teils des Stammes und es entstand die Gruppe Zentrifugen mit Schwerpunkt in Wiesloch. Stilfragen, unterschiedliche Arten von Führung und Verbindlichkeiten spielten eine Rolle im Hintergrund. Und natürlich — wie immer bei bündischen Spaltungen — ging es auch um Gruppenleiterpersönlichkeiten, die Dinge eben selbst machen wollten. Da in der Zeit auch in der ältergewordenen, gemischten Gruppe Beziehungen entstanden und bestanden, wirkte sich auch das auf das Gruppenleben aus.
Manchmal führte das zu zusätzlichen Konflikten, wie sie bei der Abspaltung der Zentrifugen eine Rolle spielten, manchmal aber auch zu Ehen und Kindern, die zum Teil immer noch bestehen und ihre Verbindung in den Bund und den Stamm haben. So ist der Stamm auch Lebensbund und es gab im Lauf der Zeit mit den Freunden und Freundinnen aus dem Stamm Wohngemeinschaften, regelmäßige Heimabende etc., die  über  mehrere Jahre wichtige soziale Zentren des Stammes- und auch des Bundeslebens waren.
Auch die politischen Bewegungen der Zeit, wie die Friedensbewegung, prägten Stamm und Bund. So nahmen die Älteren gemeinsam an Demonstrationen und zum Beispiel Menschenkette teil.

In den Jahren von 1978 bis 1986 waren die Geusen ein prägender Stamm im Bund. Aus dem Stamm kamen die ersten Sprecher*innen und besondere Aktivitäten, wie die Schneejurtenlager oder die außereuropäischen Älterenfahrten nach Marokko und später in die Türkei, wurden im Stamm begonnen und dann im Bund weiterentwickelt.

Ab Anfang der 80er Jahre, anfänglich stark durch die Wikinger initiiert, entstand auch die Beziehung zu den bündischen Segelprojekten wie dem Verein rund um die  Falado  oder Mytilus. Viele Gruppen aus allen Teilen des Bundes waren dort regelmäßig zu Gast und fast jede Geusen-Generation war mindestens einmal segeln, zuletzt 2019 in Mittelschweden auf der Whydah, dem Nachfolgeschiff der Falado.

90er und 2000er Jahre

Anfang der 90er Jahre war der Stamm sehr groß. Es gab zeitweise 7-8 Sippen mit jungen Gruppenleiter*innen bei den Geusen, aber auch die Zentrifugen waren, mit wenigen Mitgliedern, aktiv im Bund. Die Debatten drehten sich viel um Stilfragen, wie man auf Fahrt geht, aber auch darum, wie Gruppen geleitet werden. Da gab es eine große Bandbreite an Stilen, da die Gruppenleiter*innen jeweils individuell ihre Sippen prägten und in gewisser Weise auch beeinflussten.

Die „Traditionen“ des Schriftverkehrs, in Form der Geusen-Zeitschrift „Hasko“, oder der „Schwarzen Tannen“ im Bund, erlebten eine letzte Hochphase, bevor sie ab Mitte der 90er Jahre, aus Mangel an Lese- und Schreibeinteresse, in die Bedeutungslosigkeit verschwanden. Neben dem Schriftverkehr setzte um die Jahrtausend-Wende auch eine deutliche Zäsur im Punkto Aktivität oder zum Beispiel Seminarveranstaltungen ein, was maßgeblich daran lag, dass die tragende Schicht der Älteren langsam endgültig in Studium oder Beruf verschwand und bei den Jüngeren das Interesse an dem Gruppenleiter*innendasein deutlich zurückging.
Zusammenhänge mit der gesellschaftlichen Entwicklung, hin zu mehr Freizeitgestaltungsalternativen und der zunehmenden Entwicklung der Computer-Technik, dazu die gesteigerte Bereitschaft zum „klassischen Familienurlaub“, die dazu führten, dass Großfahrten und Fahrten allgemein kürzer wurden, sind nicht von der Hand zu weisen.





2000 bis heute

Später wurde der Stamm dann kleiner. Es gab meist noch zwei bis drei Gruppen, aber weiterhin jeweils, wenn auch kürzere, Großfahrten. Segeltörns waren wichtige Erlebnisse, aber auch Kanutouren und die „normalen“ Wanderfahrten mit Kohte und Rucksack. Eine Form der Fahrt, die in der Gruppe „Kataramane“ ihre Renaissance feierte, ist die „Wochenend-Winterfahrt“, mit Schneeschuhen, Kohte, Rucksack und vielen warmhaltenden Kleidern.

Und natürlich bleibt der überbündische Blick, in der kleiner gewordenen Szene. Schon traditionell ist jemand aus dem Stamm im Vorstand des RjB Baden-Württemberg. Beim großen Jubiläumsmeißnerlager 2013 (100 Jahre) und beim Überbündischen Treffen (ÜT) 2017 waren die Aktiven des Stammes dabei. Auch Gruppenleiter*innenlehrgänge (GLL) und Großfahrtenabschlusstreffen (GAT) bleiben feste Konstanten in den Gruppen der Geusen.

In vielen Formen, der Fahrt in die Ferne und auf die Hütten in der Nähe, des gemeinsamen Draußenseins, ohne Komfort, den langen Singerunden an nächtlichen Feuern, den kleinen und großen Abenteuern, hat sich nicht wirklich viel in der über 70 jährigen Geschichte des Stammes verändert.

Auch in der neueren Vergangenheit zeigte und zeigt sich der Stamm äußerst politisch.
So sind Demonstrationen bei „Fridays for Future“ und der „Seebrücke“ auch ein wesentlicher Teil der Älterenaktivitäten, die nicht nur stammesintern, sondern auch mit Sturmreitern und auch anderen Bünden regelmäßig getätigt werden.

Aktuell begibt sich die Geschichte der Geusen in ein neues, sehr ungewöhnliches Umfeld ­– ins Internet! Alle Gruppenstunden finden seit der Corona-Pandemie (ab 2019/2020) nur noch online statt und ein auf Fahrt gehen ist und bleibt ein seltenes Glück. Aber die Zeit wurde auch für neue Dinge genutzt: Eine Geusen-Homepage wurde erstellt, intensive Recherche zur Stammes Geschichte betrieben, Kissen für die Trollburg genäht und auch die wöchentlichen Gruppenstunden werden – trotz Online-Meetings – mit viel Begeisterung geführt und erlebt.

Traditionen und Symbole der Geusen

Das Zeichen

Das sogenannte „Geusen-G“ hat seine Wurzeln in den prä-antiken Sprachen und Zeichen. Es handelt sich um die „Jera-Rune“, die in der ältesten Futhark (Runenreihe) des Urgermanischen an zwölfter Stelle enthalten ist. Sie trägt die Bedeutung „Jahr“ oder „Ernte“. [8]
Dass auch die Nationalsozialisten seit der Umbenennung und Umstrukturierung der DAP zur NSDAP, am 24. Februar 1920, durch Adolf Hitler, aus Propagandazwecken germanische Runen nutzten, ist bekannt, allerdings distanziert sich der Stamm Geusen, wie auch der Bund PbN, klar vom Missbrauch solcher Symbole für ideologisch-rassistische oder -antisemitische Zwecke!

Halsstuch

Farben Grau-Rot:


Diese Farben stammen von den Ordenmänteln des Deutschen Ritterordens; die rote Einfassung entspricht der Farbe des Georgskreuzes.
Tusk (Eberhard Koebel) machte aus ihnen die Farben der Deutschen Jungenschaft, (DJ 1.11), die er am 1.11.1929 gründete.[3] Die Farbkombination ist in der bündischen Jugend allgemein weit verbreitet. Hinzu kommt die Assoziation mit dem historischen Vorbild der Geusen, die schmutzige, graue Kleidung trugen.

Tradition Thing

Dieser Begriff kommt aus dem Germanischen (ca. 90 v. Chr. – 774 n. Chr.)[4]: Dort versammelten sich alle freien Männer eines Stammes zu einer Volksversammlung, oder einer Gerichtshandlung. Diese Versammlungen wurden als „Thing“ bezeichnet.
Zusammengelegt wurde dieser Charakter der Volksversammlung mit dem keltischen Fest der Wintersonnenwende, am 21. Dezember. Die Wintersonnenwende bezeichnet die tiefste, beziehungsweise längste Nacht eines Jahres (die sogenannte „Mutternacht“) und war für die Kelten (ca. 800 v. Chr. – ca. 52 v. Chr.)[5] das Fest, indem sie die Wiedergeburt des Sonnenkindes feierten. Es gilt als Vorläufer des christlichen Weihnachtsfests. Die Feier beinhaltete auch den Brauch, über ein Feuer zu springen, um sich von allen Sünden und bösen Geistern, die einen das Jahr über in ihrem Bann hatten, zu lösen, beziehungsweise sich rein zu waschen. Dieser Akt wird heute nur noch symbolisch ausgeführt.
Heute ist das Thing die Mitglieder*innenversammlung des Stammes, das traditionell zur Wintersonnenwende auf der „Trollburg“ einmal im Jahr stattfindet.






Der Hasko

Das Jugendbuch „Hasko“, erschienen 1934 (der Vorläufer schon 1925), ist eine Geschichte über den gleichnamigen Wassergeusen, der im Unabhängigkeitskrieg der Niederlande gegen Spanien (1568-1648), verbunden mit der Hinwendung zu dem adeligen Oberhaupt der Freiheitskämpfer*innen, Wilhelm von Oranien, vom Seeräuber zum Freiheitskämpfer wird. Kriegsschauplatz ist dabei die ostfriesische Stadt Emden, die die Geusen von Spanien einnehmen; auch die Seeschlacht um Ameland wird thematisiert.
Der Autor, Martin Luserke (1880-1968), gilt als einer der Vorreiter der Reform- und Erlebnispädagogik, gründete freie Schulen, wie „die Schule am Meer“ auf Juist in den 20er Jahren und entwickelte stilprägende Elemente der Reformpädagogik, wie das Schultheater.
Die Rolle, die Luserke im Nationalsozialismus spielte, ist umstritten. Zwar widersetze er sich mehrfach dem Befehl, die Schule am Meer aufzugeben und verweigerte den Eintritt in die NSDAP, kooperierte allerdings auch mit den Nazis, um seine Schule zu retten und zeigte sich damit nicht loyal zu seinen jüdischen Kolleg*innen und Elternhäuser, die so gezwungen wurden, die Schule zu verlassen.
Die Schule wurde 1934 enteignet und geschlossen. Seit dem führte Luserke im Exil, auf einem Fischerboot in den Niederlanden, ein Leben als „freier Schriftsteller zur See“.
Mit seinem Schiff „Krake“ erkundete er die Segelrouten der Wikinger in Nord- und Ostsee, wobei auch der Roman „Hasko. Ein Wassergeuse“ entstand.
Seine Bücher wurden, auch wegen ihrer Themen – Kameradschaft, Wagnisse und Bewährungsproben – und der Anlehnung an die nordisch-germanischen Landschaften, im Dritten Reich unzensiert veröffentlicht und zu Propagandazwecken genutzt. Martin Luserke wurde zusammen mit anderen Schrifftstellern der „Literaturpreis der Reichshauptstadt Berlin“ für den „Hasko“ verliehen (überreicht von Joseph Goebbels), seine redaktionelle Mitarbeit beim „völkischen Beobachter“, der antisemitischen Propagandazeitung des NS-Regimes, konnten die Nazis allerdings nicht erwirken. Dennoch wurden spätere Publikationen Luserkes in Teilen dort abgedruckt. 1940 wurde er als Erzähler für Wehrmachtssoldaten verpflichtet und nahm ein Jahr zuvor an einem Propaganda-„Dichtertreffen“ in Weimar teil, zu denen er gezielt eingeladen wurde.
Martin Luserke wird von seinen Zeitgenossen, als kein linientreuer NS-Literat bezeichnet, wohl aber sicherte er sich das politische Überleben, in dem er sich von den Nazis instrumentalisieren ließ. [9]

„Der Hasko“ wurde zum Namensgeber der Zeitschrift der Geusen, der wahrscheinlich wegen der historischen Verknüpfung mit dem Vorbild der Wassergeusen,1948, gewählt wurde.
Die Zeitschrift erschien bis in die 1990er Jahre, alle paar Jahre und enthielt die Fahrtengeschichten und –berichte der Geusengruppen.



[1] Ring junger Bünde

[2] Quelle: Wikipedia „Geusen“, aufgerufen am 22.01.2021

[3] Quelle: Scout-o-wiki, aufgerufen 22.01.2021

[4] Die Zeiträume können je nach Perspektive varriieren. Beginn: erstmalige Unterscheidung von Kelten und Germanen; Ende: die Eroberung der langobardischen Gebiete durch Karl den Großen.

[5] Erstes Zeitalter ab dem Ende der Eiszeit bis zur Ausbreitung der keltischen Kultur  (ca. 800 v. Chr.- 450 v. Chr.) – Hallenstattkultur/-zeit. Zweites Zeitalter der Kelten ist Latenekultur/-zeit (450 v. Chr – 52 v. Chr.) Als Ende des keltischen Zeitalters wird hier die Eroberung Cäsars von Gallien definiert, der so die keltischen Handelbeziehungen abschneidet und große Teile der keltischen Stämme zu Grunde richtet und vernichtet.

[6] Quelle: Der Hasko (Gruppenzeitschrift) zum 30-jährigen Jubiläum der Geusen , S.11

[7] Quelle: Der Hasko (Gruppenzeitschrift) zum 30-jährigen Jubiläum der Geusen, S.5

[8] Quelle: „Jera-Rune“, Wikipedia, zuletzt aufgerufen am 12.02.2022, 22:43 Uhr

[9] Quelle: „Martin Luserke“ Wikipedia, zuletzt aufgerufen, 12.02.2022, 23:30 Uhr